Wir haben eine soziale Verantwortung im psychiatrischen Geschehen
Landestreffen am 07.02.2018 in Mainz, Erbacher Hof
Das psychiatrische Versorgungssystem weist gravierende Lücken auf. Insbesondere schwerkranke Menschen, die ihre Hilfsbedürftigkeit nicht erkennen oder nicht in der Lage sind Hilfen anzunehmen, werden vom Versorgungssystem nicht erreicht.
Als Grund wird unter anderem angeführt, es sei nicht möglich, ohne die Zustimmung des kranken Menschen irgendetwas zu veranlassen oder zu unternehmen. Seine Autonomie sei unbedingt zu respektieren. Nicht selten kommt es als Folge fehlender Behandlung zu Zwangseinweisungen, Einweisungen in die Forensik, sowie schweren Beeinträchtigungen der materiellen und sozialen Situation des betroffenen Menschen.
Gerade der Respekt vor Würde und Autonomie eines psychisch erkrankten Menschen erfordert alles zu tun, um ihn möglichst vor traumatisierenden und potentiell entwürdigenden Maßnahmen wie Zwangseinweisung und Zwangsbehandlung zu bewahren. Der Respekt vor der Autonomie eines psychisch erkrankten Menschen darf nicht mehr länger eine Entschuldigung für Untätigkeit sein und rechtfertigt in keiner Weise die Verweigerung von Hilfeleistungen.
Angehörige fordern:
- Aufsuchende Hilfsangebote müssen deutlich ausgebaut und gefördert werden.
- Diese Angebote sind so zu gestalten, dass möglichst viele schwer erkrankte Menschen sie annehmen können.
Bei der mit fast 200 Teilnehmenden gut besuchten Tagung wurde das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln bearbeitet:
- Esther Herrmann, Dipl. Pädagogin, Angehörige und stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands stellte zwei Fälle vor, die in den Selbsthilfegruppen immer wieder vorkommen und die Lücken im Versorgungssystem verdeutlichen, und sie formulierte die Forderungen der Angehörigen an das Hilfesystem;
- Prof. Dr. Arno Deister, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), untermauerte das Thema mit philosophischen und historischen Aspekten;
- Andrea Melville-Drewes, Dipl.-Psychologin, Leiterin der Abteilung Sozialpsychiatrie des Gesundheitsamtes Düsseldorf, zeigte auf, wie eine Annäherung an die Forderung in der Praxis aussehen kann – und auch, wo es Probleme und Grenzen gibt und
- Frank Müller, Pflegedirektor und Heimleiter der Rheinhessen-Fachklinik Alzey, berichtete, wie aus Sicht einer Klinik ein Beitrag geleistet werden soll
- Einladungsflyer herunterladen
- Protokoll herunterladen
- Referat Esther Herrmann herunterladen
- Referat Prof. Dr. Arno Deister herunterladen
- Referat Andrea Melville-Drewes herunterladen
- Referat Frank Müller herunterladen
Die Tagung wurde unterstützt von der IKK Südwest, KKH Kaufmännische Krankenkasse und der Techniker Krankenkasse.
veröffentlicht am 18. März 2018 unter Landestreffen.