Elemente der sozialen Sicherung
Struktur des sozialen Sicherungssytems
Für psychisch kranke und behinderte Menschen sieht das Sozialrecht eine Vielzahl von Hilfen vor, wobei ausdrücklich betont wird, dass den besonderen Bedürfnissen dieses Personenkreises Rechnung zu tragen ist (§ 27 Abs. 1 SGB V, § 10 Abs. 3 SGB IX).
Das sozialrechtliche Gefüge mit den gesetzlichen Regelungen, dazugehörigen Verordnungen sowie Richtlinien und Empfehlungen ist jedoch insgesamt so komplex, dass nur Wenige einen Überblick über das gesamte System haben; zudem unterliegt das System einer hohen Änderungsfrequenz.
Die Beratung und Information zu den Rechtsansprüchen ist eine Aufgabe der jeweiligen Leistungsträger (Krankenkasse, Rentenversicherung, Agentur für Arbeit, Sozialhilfeträger, Integrationsamt, ggf. Jugendhilfeträger, usw.), seit einiger Zeit auch der neugeschaffenen Teilhabe-Beratungsstellen.
Manche Sozialleistungen, auf die ein psychisch erkrankter Mensch grundsätzlich Anspruch hat, hängen aber von der Verfügbarkeit dieser Leistungen vor Ort ab. Dies gilt z.B. für Einrichtungen zur Rehabilitation, von denen es bundeseit nur relativ wenige gibt.
Bei Fragen zur regionalen Verfügbarkeit von Einrichtungen und Diensten wenden Sie sich am besten an die Sozialpsychiatrischen Dienste, die es fast überall gibt und die in der Regel einen guten Überblick über das regionale Hilfeangebot haben (sollten). Des Weiteren gibt es in den meisten Regionen inzwischen die Funktion “Psychiatriekoordinator/in”, wo von Berufs wegen der Überblick vorhanden sein muss. Teilweise gibt es auch „Psychosoziale Adressbücher“ oder „Wegweiser“.
Elemente des sozialen Sicherungssytems
Die wichtigsten Elemente der sozialen Sicherung bei einer psychischen Erkrankung oder Behinderung sind die folgenden:
Bei Krankheit: Leistungen zur Krankenbehandlung; dazu gehören
- ärztliche Behandlung einschließlich Psychotherapie sowie zahnärztliche Behandlung
- Arzneimittel (Medikamente)
- Heilmittel, zu denen u.a. die Ergotherapie gehört, die zur gezielten Therapie krankheitsbedingter Störungen der psychosozialen und sozioemotionalen Funktionen verordnet werden kann
- häusliche Krankenpflege, hier gibt es spezielle Leistungen der häuslichen psychiatrischen Krankenpflege
- Soziotherapie
- Krankenhausbehandlung
- Leistungen zur medizinischen Rehabilitation sowie Belastungserprobung und Arbeitstherapie.
Bei (drohender) Behinderung: Leistungen zur Rehabilitation und Teilhabe; dazu gehören
- Leistungen zur medizinischen Rehabilitation
- Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (Berufliche Rehabilitation)
- Unterhaltssichernde und andere ergänzende Leistungen
- Leistungen zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft, das sind Hilfen zum Erwerb praktischer Kenntnisse und Fähigkeiten, die erforderlich und geeignet sind, behinderten Menschen die für sie erreichbare Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen, Hilfen zu selbstbestimmtem Leben in betreuten Wohnmöglichkeiten und Hilfen zur Teilhabe am gemeinschaftlichen und kulturellen Leben
Hilfen und Nachteilsausgleiche (vor allem der Schwerbehindertenausweis)
Hilfen bei Pflegebedürftigkeit (nach dem Pflegeversicherungsgesetz)
Sicherung des Lebensunterhalts: abhängig von der persönliche Situation vor und während der Erkrankung oder Behinderung kommen dafür unterschiedliche Leistungen in Betracht; dazu gehören
- Lohnfortzahlung (Arbeitgeber)
- Krankengeld (Krankenkasse)
- Unterhaltsgeld (Rentenversicherung oder Agentur für Arbeit)
- Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit (Rentenversicherung)
- Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (Kreise und Städte)
- Arbeitslosengeld I – ALG I (Agentur für Arbeit)
- Arbeitslosengeld II – ALG II (in der Regel Agentur für Arbeit)
- Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem SGB XII (früher: Bundessozialhilfegesetz); diese Leistung ist nachrangig zu allen anderen Leistungen, auch nachrangig gegenüber evtl. Angehörigenunterhalt