Irrtümer und falsche Vorstellungen
Ein paar kurze Bemerkungen zur Wortwahl und zu verbreiteten Irrtümern: Hartnäckige Vorurteile und Meinungen belasten Kranke und Angehörige zusätzlich zu den realen Problemen. Auch die Darstellung von psychischen Erkrankungen und Erkrankten in einem Teil der Medien verunsichert und ängstigt. Betroffene und Angehörige sollten versuchen, sich davon frei zu machen.
Die verbreitete Vorstellung „einmal psychisch krank, immer krank“ ist falsch. Es kommt gar nicht selten vor, dass die Erkrankung wieder verschwindet oder dass sie zumindest gut beherrscht werden kann. Hoffnung macht auch, dass es in den letzten Jahrzehnten beachtliche Fortschritte in der Erforschung und bei der Behandlung psychischer Erkrankungen gegeben hat.
Auch bei chronisch erkrankten Menschen gibt es den Wechsel von guten und weniger guten Zeiten; selbst schwer Erkrankte haben „gesunde Inseln“, die es im Zusammenleben und für ein Gespräch zu nutzen gilt.
Dennoch – das müssen wir immer wieder kritisieren – werden psychische Störungen häufig zu spät, unzureichend oder gar nicht behandelt und betreut, und noch immer lässt die Verzahnung der verschiedenen therapeutischen Bausteine zu wünschen übrig.
Zu den verbreiteten Vorurteilen gehört auch die Vorstellung, psychisch krank oder seelisch behindert sei gleichzusetzen mit geistig behindert. Dies ist keineswegs der Fall, wie allein der Blick auf viele psychisch kranke und dennoch hoch begabte Menschen zeigt, die auf künstlerischen und anderen Gebieten Herausragendes geleistet haben.
Wenn man den Unterschied betont, bedeutet das keine Herabsetzung von geistig Behinderten – es bedeutet lediglich, dass psychisch Kranke andere Hilfen brauchen.
Als „Geisteskranke“ wurden früher alle diese Menschen abgestempelt und im Faschismus zu Tausenden umgebracht. Heute wird der Begriff „geisteskrank“ nicht mehr verwendet, vielmehr spricht man von „psychischer Erkrankung“ oder „psychischer Störung“, um den Wandel der Einstellungen und Erkenntnisse zu verdeutlichen.